Блогът на Мартин Осиковски

25 ноември 2007

Отново "Шпигел" за "Труд" и "24 часа"

Заслужава си да се хвърли едно око на статията на Шпигел. Копирам основните част от нея от www.spiegel.deSpiegel Online, акцентите в болд са мои):
TERROR UM EIN BILD

Zwei dem WAZ-Konzern gehörende Tageszeitungen in Bulgarien machen mit nationalistischen Parolen Jagd auf eine Wissenschaftlerin.

(MARION KRASKE, ELKE SCHMITTER)

Wohl selten in der Weltkulturgeschichte hat der Streit um ein Gemälde die Volksseele derartig kochen lassen: "Das Massaker von Batak", 1892 von Antoni Piotrowski auf breiter Leinwand in Szene gesetzt und seit jeher in den Schulbüchern präsent, prägt bis heute das patriotische Bewusstsein Bulgariens.

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Die bulgarische Kunsthistorikerin Martina Baleva hat das Bild Piotrowskis nun genau analysiert. Sie fand heraus, dass der Maler sich für seine Darstellung auf Fotografien stützte, die er zwölf Jahre nach den Ereignissen inszeniert hatte und die seitdem als authentische Aufnahmen des Massakers in der nationalen Geschichtsschreibung kursieren. Durch Steuerregister aus der Zeit ermittelte Baleva außerdem, dass die Opferzahlen damals aus patriotischen Propagandagründen drastisch übertrieben wurden.

Der Sturm der nationalen Empörung über Balevas Aufhellungen war gewaltig. Besonders die zur WAZ-Gruppe gehörenden Boulevardblätter "24 Tschassa" ("24 Stunden") und "Trud" ("Arbeit") heiztendie Stimmung an. Das Vokabular, mit dem die 35-Jährige seit April 2007 am Telefon, in Internet-Foren und per E-Mail bedacht wird, möchte sie lieber nicht wiederholen. Ihre Telefonnummer hat sie inzwischen geändert, ihren Aufenthaltsort hält sie geheim.

Die bulgarische Partei Ataka, die seit diesem Frühjahr mit zwei Abgeordneten im Europaparlament vertreten ist, bietet 2500 Euro für Balevas Adresse [...].

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Die Speerspitze der Hetze bildeten indes - neben Ataka - die beiden Massenblätter der WAZ-Gruppe. Am 25. April etwa wetterte "Trud" mit der Überschrift: "Schindluder mit den Knochen von Batak" - ganz so, als hätten wilde Grabräuber die Skelette der Opfer geplündert und entehrt. Dazu zeigte das Blatt in Nahaufnahme menschliche Gebeine.

In "24 Tschassa" drohte der Direktor des Nationalhistorischen Museums Boschidar Dimitrow, Baleva und ihren Berliner Forschungspartner Ulf Brunnbauer wegen "Leugnung des Holocaust" zu verklagen. Und dreist behauptete er, Baleva habe sich an die Türkei "verkauft". Dass die Wissenschaftler die Existenz des Massakers nie in Abrede gestellt hatten - davon findet sich in der Zeitung kaum ein Wort.

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Unbeaufsichtigt kann vor allem "Trud", die auflagenstärkste Zeitung im Lande, ihre Macht ausspielen. Chefredakteur Toscho Toschew thront an einem dicken Holztisch, sein Büro am Rande des Sofioter Zentrums ist vollgestopft mit moderner Kunst der "bekanntesten bulgarischen Maler", wie er stolz sagt. Er trägt ein dunkelbraunes Sakko, um den Hals eine Goldkette, das dunkle Hemd ist atemraubend weit aufgeknöpft. Bevor er zu sprechen beginnt, zündet er sich eine Zigarre an. Toschew sieht nun aus wie die bulgarische Antwort auf Hugh Hefner.

Als "Trud" noch den Gewerkschaften gehörte, war er Redakteur. Dann kam er, irgendwie, zu Geld, kaufte emsig Anteile auf und übernahm schließlich das Blatt. In Sofia munkelt man, es seien seine Freunde, die Oligarchen, gewesen, die Toschew finanziell ausstatteten, um im Gegenzug eine Zeitung zu bekommen, die ihren Interessen nicht im Wege stehen würde.

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Als die ersten Berichte über das Forschungsprojekt Batak auftauchten, habe es in der Hauptstadt regelrecht "gebrannt". "Trud" habe entsprechend reagiert. "Wir zeigen, was die Leute denken. Ich will mein Publikum nicht verlieren." Und was ist mit dem Interview, das seine Zeitung herausbrachte und in dem die Interviewerin Baleva anherrschte, warum sie in der bulgarischen Historie "herumwühle"? Toschew lehnt sich zurück und befindet kühl: "Eine unserer besten Mitarbeiterinnen."

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Die wohl seriöseste Tageszeitung, "Dnevnik", hat eine Auflage von gerade mal etwa 12 000 Exemplaren. Sie bewies, dass ernsthafter Journalismus auch bei hartem Wettbewerb möglich ist. Sie dokumentierte die Entgleisungen der Konkurrenz und kam zu dem Schluss, es handle sich um eine "zlovesta groteska", eine üble Groteske.

Eine Groteske mit allerdings bösen Folgen. Baleva, durch ein privates Foto, das der WAZ-Boulevard ohne Erlaubnis druckte, landesweit identifizierbar, traut sich seitdem nicht in ihre Heimat zurück. Sie hält Kontakt zum deutschen Staatsschutz und sieht ihren Wunsch, "mein Wissen meinem Land zur Verfügung zu stellen", inzwischen als undurchführbar an. "Ich werde versuchen, hier eine Stelle zu finden."

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