Bulgarien: Von Ministern und Agenten
(Frank Stier, Die Presse, 28.03.2008)
"Wer beherrscht das organisierte Verbrechen in Bulgarien?" – um diese Frage geht es in dem bizarren Skandal um Innenminister Rumen Petkow, der das Balkanland seit zwei Wochen in Atem hält.
Der frühere Hauptsekretär im Innenministerium, Ilia Iliew, jüngst unter dem Vorwurf des Geheimnisverrats verhaftet, sieht sich als Opfer unrechtmäßiger Repression. Kurz vor seinem allgemein als mysteriös erachteten Rücktritt im November 2007 soll Iliew eine CD aus dem Innenministerium geschmuggelt haben. Auf ihr gespeicherte Aufnahmen abgehörter Telefonate dokumentieren allzu innige Kontakte des Vize-Chefs der Polizeibehörde Ivan Iwanow zu mutmaßlich kriminellen Geschäftsmännern.
Seit Ivanovs Verhaftung Anfang letzter Woche drehte Innenminister Rumen Petkow mit virtuoser Stilsicherheit an der Dramaturgie des Kriminalstücks. Auf einer Pressekonferenz zog er die Vorgänge derart theatralisch ins Lächerliche, dass Bewunderer einen Filmmitschnitt auf der Internetseite youtube veröffentlichten, wo er tausende Betrachter erheiterte.
Vor zwei Tagen entfuhr Petkow eine für seine politische Karriere vermutlich verhängnisvolle Äußerung. Er beschuldigte den mittlerweile in inniger Feindschaft verbundenen Ex-Chef der Polizeibehörde, Wanjo Tanow, die Identität eines Informanten des Innenministeriums preisgegeben zu haben.
Wer enttarnte den Spion?
Tatsächlich hatte Tanow vor einem Parlamentsausschuss ausgesagt, der als zwielichtig geltende Unternehmer Alexei Petrow habe ein Treffen des Innenministers mit mafiös verstrickten Geschäftsmännern arrangiert; über Petrows Agententätigkeit hatte er aber kein Wort verloren. Nun werfen Gegner dem Minister selbst die Enttarnung des Spions Petrow vor und sehen in dem Geheimnisverrat sogar einen Inhaftierungsgrund.
Der Stand im Kampf gegen das organisierte Verbrechen dürfte auch EU-Kommissionspräsidenten Barroso interessieren. Der weilte am Freitag in Sofia.
1 коментар:
Станахме за разил пред целия свят. Срамна работа!
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